Zweistellige Wachstumsraten bei Umsatz und Nettogewinn waren nicht genug. Die BYD-Aktie sackte am vergangenen Mittwoch nach Vorlage der, eigentlich guten, Quartalszahlen ab. Der Markt hatte schlicht mehr erwartet. Grund genug einmal einen genaueren Blick auf das Unternehmen und den Markt für E-Mobilität zu werfen.
Die Wachstumsraten bei Umsatz und Gewinn für das Geschäftsjahr 2023 waren zwar durchaus beeindruckend – verfehlten jedoch den noch optimistischeren Analystenkonsens: Der Umsatz stieg deutlich um 42% auf 602 Mrd. Rmb (ca. 76 Mrd. EUR; erwartet 619 Mrd.) und der Nettogewinn sogar um 81% auf 30 Mrd. Rmb (ca. 3,8 Mrd. EUR; erwartet 31 Mrd.). Getragen wurde das Gewinnwachstum vor allem durch die Auto- und Batteriesparte. Hier gab es einen Anstieg von 67 % auf 25,8 Mrd. Rmb. BYD strebt für das Jahr 2024 ein Absatzwachstum von 20% im Vergleich zum Vorjahr an, um sein jährliches Verkaufsziel von 3,6 Mio. Fahrzeugen im Jahr 2024 zu erreichen. Dabei soll der Überseemarkt 500.000 Einheiten (im Jahr 2025 dann 1 Mio. Einheiten) beisteuern.
Die Gründe für die schwächere operative Entwicklung sind vielschichtig: Zum einen tobt auf dem chinesischen Heimatmarkt von BYD ein gnadenloser Preiskampf, in dem sich die westlichen und chinesischen Autohersteller gegenseitig unterbieten. Trotz sinkender Preise wächst jedoch der Elektroautomarkt in China nicht mehr so stark wie zuvor. Auch global ebbt der Rückenwind für Elektroautos ab. In der EU (u.a. Deutschland) laufen Förderungen aus, Mietwagenanbieter wie Hertz oder Sixt verkleinert bereits wieder ihre E-Auto-Flotten. Der einzige Markt, in dem die Regulierung sich (noch) positiv für die E-Mobilität entwickelt, sind die USA – hier jedoch gibt es geringere Steuervergünstigungen für die Autokäufer, sofern ein zu großer Teil der Produktion nicht in den USA stattfindet. All das kommt zusätzlich zu den bereits vorhandenen Problemen eines schleppenden Ausbaus der Ladeinfrastruktur und der im Vergleich zu konventionellen Fahrzeugen weiterhin nicht wettbewerbsfähigen Reichweite der meisten E-Auto-Modelle.
Die globale Nachfrageschwäche zeigt sich auch zunehmend in den Absatzzahlen von BYD. Für den Zeitraum von Januar bis März 2024 gab es einen dramatischen Absatzrückgang von 43% gegenüber dem Vorquartal auf rund 300.000 verkaufte Elektrofahrzeuge. Dies bedeutet, dass BYD den Titel als größter Verkäufer von Elektrofahrzeugen wieder an Tesla verloren hat, den es noch Ende 2023 erlangt hatte. Doch auch Tesla merkt die Kaufzurückhaltung, hier sanken die Auslieferungen um 20% in den ersten drei Monaten auf etwa 386.000 Fahrzeuge. Tesla warnt daher auch vor einem spürbar geringeren Umsatzwachstum in diesem Jahr als in den Vorjahren.
BYD begegnet diesen Herausforderungen mit Innovation und einer Modelloffensive. In Summe sollen im Geschäftsjahr 2024 zehn neue Modelle mit hochentwickelten AD-Funktionen (autonomes Fahren) auf den Markt kommen, beginnend bei einem Preis von 200.000 Rmb (ca. 25.500 EUR). Dank dem ab Q2/24 verfügbaren DMI 5.0 Hybridsystem sollen Hybridfahrzeuge nur noch einen Kraftstoffverbrauch von 2,9-3,8 l/100 km haben und damit eine Reichweite von bis zu 2.000 km erzielen können. Im direkten Vergleich mit Tesla, die nur langsam ihre veralteten Modellreihen auffrischen und erst im kommenden Jahr mit bahnbrechenden Neuerungen aufwarten können, sollte BYD damit Marktanteile gewinnen.
Dazu kommt, dass BYD in diesem Jahr den Absatz in Übersee mehr als verdoppeln will. Als Teil dieser Expansionspläne wird BYDs Werk in Thailand im zweiten Halbjahr 2024 fertiggestellt. Außerdem ist der Aufbau von EV-Kapazitäten in Indonesien sowie der Bau eines Werks für Elektrofahrzeug in Ungarn geplant. Der Überseemarkt bietet nicht nur bessere Wachstumschancen, sondern auch eine bessere Rentabilität: der Gewinn pro Einheit kann 50% bis 100% höher sein als bei demselben Fahrzeug auf dem Inlandsmarkt. Grund für die hohen Margen sind die Kostenvorteile durch die eigene Herstellung ihrer Batterie für die Elektroautos. Der Weltmarktteil in der Batterieherstellung von BYD liegt mit rund 16% an zweiter Stelle nach seinem chinesischen Wettbewerber CATL. Um seine Expansion auf Überseemärkte in der Zeit bis zur eigenen Vor-Ort-Produktion voranzutreiben, hat der chinesische Autobauer außerdem die Seefahrt für sich entdeckt. Vor Kurzem lichtete die „BYD Explorer 1“ im Hafen von Shenzhen den Anker, beladen mit mehr als 5000 Elektroautos.
Es gibt also bei allem Pessimismus auch einige gewichtige Argumente, die für ein Investment in BYD sprechen. Wir werden die weitere Entwicklung wie immer genau verfolgen.
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