Das Thema künstliche Intelligenz wird an den Kapitalmärkten seit vergangenem Jahr heiß diskutiert und ist zweifelsohne ein großer Treiber der starken Performance der globalen Aktienmärkte sowohl letztes als auch diesen Jahres gewesen. Stand während der letzten Quartalsergebnispräsentationen bei den altbekannten Technologiekonzerne wie Alphabet, Microsoft oder Meta KI-Innovationen im Vordergrund, so hörte man von Apple bislang wenig. Das führte dazu, dass Apple fast schon in „Verruf“ geraten ist, was das Thema KI angeht. Selbstverständlich zeigt sich dies auch am Aktienkurs, der seit Jahresbeginn um fast 5% nachgab. Grund zur Hoffnung, dass Apple nicht zum Technologie-Nachzügler wird, gab ein vor kurzem veröffentlichtes Essay der Cornell University, welches in Kooperation mit Apple entstand.
Bisher bekannt ist, dass sich Apple auf die sogenannte „Edge AI“ konzentriert. Die KI-Berechnungen sollen dabei nahe am Nutzer und im Gegensatz zur Konkurrenz nicht ausschließlich in großen Cloud-Rechenzentren erfolgen. Für diese Herangehensweise ist Halbleiter-Effizienz wichtig. Apple hat hier den Vorteil, dass sie sowohl die Hardware (Chipdesign mit ARM-Holdings und Fertigung mit TSMC) als auch die Software kontrollieren und aufeinander abstimmen können. Das Roll-out der KI-Anwendungen wird mit einer Übergangsphase, in der Web-Browser und Anwendungen zusätzlich durch KI-Assistenten gesteuert werden können, gestartet. In einer späteren Phase soll die KI diese Aufgaben komplett übernehmen.
Nun wurden durch das Essay weitere Details zu dem KI-Modell von Apple namens Ferret bekannt. Ferret ist ein multimodales Open-Source-Sprachmodell, das nicht nur Text versteht und generiert, sondern auch Bilder, Töne und Videos verarbeiten kann. Ein besonderes Alleinstellungsmerkmal von Ferret ist seine Fähigkeit, in Bildern einzelne Elemente zu erkennen. Tatsächlich soll Ferret genauer sein als das leistungsstärkste Modell des führenden KI-Start-ups OpenAI. Es kann beispielsweise ein bestimmtes Tier auf einem Bild mit vielen Tieren identifizieren und sogar die Rasse genau bestimmen.
Seit Anfang 2024 hat Apple seine KI-Ambitionen weiter vorangetrieben. Jede fünfte ausgeschriebene Stelle bei Apple ist jetzt eine “KI-Stelle”. Marktteilnehmer gehen davon aus, dass Apple in diesem Jahr weitere KI-Funktionen für das neue iPhone einführen wird, die in das Betriebssystem iOS 18 integriert sein werden. Die Worldwide Developers Conference (WWDC) im Juni wird voraussichtlich Neuigkeiten von Apple zum Thema KI bringen.
Apples Entwicklung in diesem Umfeld bleibt spannend. Insbesondere die Möglichkeit KI-Anwendungen nicht nur in Applikationen, sondern auch in das Betriebssystem zu integrieren, kann Apple ihr Alleinstellungsmerkmal von hervorragender User-Experience und Geräte-Integration weiter ausbauen. Apple ist immer wieder für eine Überraschung gut und sollte im KI-Zeitalter nicht voreilig abgeschrieben werden.